Ankunft am Flughafen Iraklion, Fahrt in die geschäftige Stadt und Übernachtung in der Jugendherberge.
Nach dem Frühstück in der Jugendherberge beladen wir die Räder und fahren die Straße am Hafen entlang nach Westen. Auf eine Stadtbesichtigung haben wir im Moment keine Lust, denn wir wollen vor dem Lärm und Verkehr flüchten. Nachdem wir den alten Stadtkern verlassen haben legen wir den ersten Verpflegungsstop an einem für Kretische Verhältnisse gigantischen Supermarkt ein. Hier stoßen wir das erste mal auf das Problem Spiritus, das uns noch einige Tage lang beschäftigen wird, denn für unseren Trangia-Kocher benötigen wir einfachen Brennspiritus. Mangels fach- und sprachkundigem Personal entschieden wir uns ein kleines Fläschchen mit der Aufschrift 'White Spirits' und einem 'Vorsicht Brennbar' Symbol zu kaufen.
Die Vororte von Iraklion wirken irgendwie trostlos mit ihren vielen verwahrlosten Mischungen aus Wohn- und Industriegebieten. So fahren wir schnell weiter in westlicher Richtung über Agia Marina nach Gazi. Hinter Gazi kreuzen wir die Küstenautobahn E75 und bleiben auf der alten Landstraße 'Old Road'. Endlich nimmt der dichte Autoverkehr merklich ab, und statt auf den Verkehr zu konzentrieren können wir uns nun die Landschaft anschauen. Die Straße steigt aus einem kleinen Flußtal kontinuierlich an und windet sich unseren ersten Anstieg hinauf. Eine Touristenfalle 'original greek village' dient uns lediglich dazu eine Pause unter Bäumen zu machen und frisches Wasser in unsere Trinkflaschen zu füllen. Weiter geht es bergauf durch die nun völlig baum- und buschlose Landschaft. Immer wieder hat man schöne Aussichten auf die tief unten liegende Inselhauptstadt, die von hier oben ganz friedlich aussieht. Kurz bevor wir den höchsten Punkt der Etappe mit 472m erreichen, legen wir eine größere Pause in einer schön am Hang gelegenen Taverne ein, wo wir Bauernsalat essen und zum ersten Mal den kretischen Joghurt mit Honig probieren.
Nach dieser Stärkung sind die verbleibenden Höhenmeter schnell überwunden und es erwartet uns eine langgezogene Abfahrt. Wir durchfahren die kleinen Orte Marathos und Damasta. Nun öffnet sich vor uns immer weiter ein fruchtbares Tal das zwischen dem nördlich zum Meer liegenden Kouloukonas-Gebirge und dem im inselinneren liegenden Ida-Gebirge liegt. Bei Drosia versuchen wir eine Nebenstraße der alten Landstraße über Marviana zu nehmen, die rechts abzweigt. Hinter dem verschlafenen Ort verwandelt sich die Straße allerdings in ein Geröllweg, aber nach einigem Zögern entscheiden wir uns doch diesem Weg zu folgen. Allerdings nehmen wir mangels Beschilderung einen falschen Abzweig und landen wieder auf der Landstraße und nicht im Ort Kambos. Die Aktion hätten wir uns auch sparen können. So fahren wir weiter bis wir den nächsten Rechtsabzweig nach Kambos finden und versuchen erneut diese Umgehung zu nehmen. Jetzt erreichen wir Kambos und finden sogar einen kleinen Weg der weiter nach Heliana führt. Dieser Ort ist noch verschlafener als die vorherigen und wir vermuten, daß sich wohl nicht oft Radfahrer hierhin verirren. Inzwischen wird es langsam dunkel und wir fahren zügig weiter nach Apladiana, wo wir uns ein Nachtquartier suchen.
Wir ziehen das Campen auf der Obstwiese eines Köhlers den lokalen 'Rent Rooms' vor. Leider stellt sich nun beim Versuch den Kocher in Gang zu bringen heraus, daß der 'White Spirits' anscheinend nicht brennbar ist. Das Zeug richt auch eher nach Terpentin. So entscheiden wir uns zu Fuß in den nahe gelegenen Ort zu gehen und dort in einer Taverne Abendbrot zu essen.
Nach einer unglaublich ruhigen Nacht hier im abgeschiedenen Tal erwartet uns ein sonniger, frischer Morgen. Mangels Kochgelegenheit nehmen wir unseren Kaffee in einer Taverne im Ort zu uns und schwingen uns dann auf die Räder. Es geht weiter die ruhige 'Old Road' entlang, die schon zu römischer Zeit als Straße zwischen Iraklion und Rethimno diente. Wir fahren weiter über Mourtzana, Dafnedes und Ag. Silas nach Perama. In dieser als Marktzentrum des Tales bekannten Stadt herrscht schon mehr Leben als in den vorherigen Orten. Wir erledigen einige Einkäufe und stärken uns bevor es weiter geht. Hinter Hani Alexandrou steigt die Straße wieder an und wir kurbeln uns zum Scheitelpunkt (176m) empor. Von hier oben hat man einen schönen Ausblick auf die Bucht von Rethimno. Eine schnelle Abfahrt mit 10% Gefälle führt uns nach Viranepiskopi. Wir fahren über Magnisia zum Badeort Stavromenos, von wo aus wir zum Kloster Arsaniou fahren. Aus Versehen nehmen wir eine Abzweigung zu früh und quälen uns eine enge Straße nach Hamalevri hinauf. Aber nach einem kleinen Umweg durch ein Tal landen wir dann doch noch am Kloster.
Die Mittagshitze brennt auf dem schattenlosen Vorhof auf uns nieder als wir uns lange Hosen zur Besichtigung anziehen. Mitten beim Umkleiden geht gerade der Gottesdienst zu ende und wir sind schlagartig umgeben von den aus der Klosterkirche ströhmenden Menschen, die unsere Umkleideaktion skeptisch betrachten. Dann endlich geniessen wir den schattigen Hof des inzwischen menschenleeren Klosters. In der Kirche sind alte Fresken und Ikonen zu bewundern. Da wir heute nur noch bis nach Rethimno wollen, haben wir noch viel Zeit, und wir fahren an den Strand bei Stavromenos, um dort eine Pause unter Pinien zu machen. Jetzt können wir auch das erste mal die Füße ins Wasser halten, das schon recht frisch wirkt.
Nach der Pause fahren wir am Nachmittag die Küstenstraße über Platanias hinein nach Rethimno auf der Suche nach einem Campingplatz. Leider ist der einzige noch offene Camplingplatz bei Perivolia so blöd ausgeschildert, daß wir ihn erst beim dritten Anlauf finden. Dafür ist der Platz aber schön am Strand gelegen und wir bauen das Zelt im Schatten der Pinien auf. Nach einer wohltuenden Dusche fahren wir ins 3km entfernte Rethimno wo wir den Abend verbringen. Die Stadt hat eine hübsche Altstadt mit einem schönen Hafen. Leider viel zu viele, inzwischen meist leere, Touristentavernen lassen aber den ursprünglichen Charme dieser Stadt verblassen. Die Suche nach einem untouristischen Lokal gestaltet sich schwierig und wir lassen uns schließlich doch von einer Wirtin mit den Worten "`Setzen Sie, Essen gut!"' einfangen.
Nach dem Frühstück werden die Räder wieder beladen und wir machen uns auf den Weg ins nahe gelegene Rethimno um die Stadt nochmal bei Tag zu besichtigen. Vorher allerdings versuchen wir endlich Brennspiritus zu erwerben, denn die Besitzerin des Campingplatzes hatte uns nun eine Übersetzung für das Wort geliefert. Leider wollen uns die Tankstellen, bei denen wir es nun versuchen, einen 10l Container mit einer obskuren Flüssigkeit verkaufen.
Wir nehmen dann erstmal wieder Abstand von dem Gedanken Spiritus zu kaufen und machen uns auf in die Stadt. Schon von weitem gibt das türkische Minaret der Stadt einen orientalischen Anstrich. Auf dem Wochenmarkt erwerben wir unser erstes Glas kretischen Honig und weiteren Proviant, bevor wir gegen Mittag die Stadt auf der alten Landstraße nach Hania verlassen. Wir verlassen die Küste und erklimmen die ersten Hügel in südwestlicher Richtung. Wir kommen durch die Orte Atispopulo und Prines. Vor Gonia erreichen wir die Kuppe des Hügels auf 236m und lassen uns nun bergab rollen nach Agios Andreas. Die Straße verläuft hinter dem Abzweig nach Kaloniktis entlang eines begrünten Flußtals, wo uns noch nicht vollständig abgeerntete Weinstöcke zum plücken einiger Weintrauben einladen. Hinter dem Nest Koufi erreichen wir die Stadt Episkopi wo wir ein Pause einlegen. Dabei entdecke ich zufällig in einem winzigen Laden Fläschchen, die wie Spiritusflaschen aussehen. Der Ladenbesitzer meint auch daß es sich bei den 250ml Fläschchen mit einer blauen Flüßigkeit um Spiritus handelt und wir erwerben sofort den begehrten Stoff.
Hinter Episkopi fahren wir zunächst weiter auf der 'Old Road' Richtung Dramia und biegen dann am zweiten Linksabzweig nach Kournas ab. Die Schilder 'Kournas Lake' weisen auf die bevorstehende Touristenattraktion hin. Zuvor müssen wir aber noch einige Höhenmeter zum Ort Kournas erklimmen, bevor die schöne Abfahrt zu Kretas einzigem Süßwassersee beginnt. Als wir den See erblicken, müssen wir schon schmunzeln, daß um so einen kleinen See hier so ein Wirbel gemacht wird. So halten wir auch nur kurz an einer Straßenkehre mit Blick auf den See an und setzen danach unsere Fahrt zur vor uns liegenden Küste fort. Als wir den Fischerort Georgioupoli erreichen versinkt sie Sonne langsam hinter den Hügeln und wir machen uns auf die Suche nach einem Platz zum Zelten am Strand.
Wir verlassen den Ort in Richtung Vrysses und radeln durch eine langgestreckte Eukaliptusbaumallee auf der alten Landstraße. Vor Vryses verläuft sie einige Kilometer lang parallel zur neuen Küstenstraße von wo aus Verkehrslärm zu uns dringt. Dafür ist unsere Straße mal wieder besonders wenig befahren. Im Ort wird der Tagesproviant aufgefüllt und nach einer kleinen Eispause gehts weiter durch ein wunderbar bewaldetes Flußtal über Agioi Pantes nach Neo Hori. Dort biegen wir von der Landstraße links auf eine kleine Nebenstraße nach Stilos ab. Hinter dem im Tal liegenden Stilos gehts dann in der Mittagssonne die bis zu 10%ige Steigung nach Megala Horafia hinauf. Dort biegen wir rechts ab und bewältigen einen letzten Anstieg zur Ausgrabungsstätte Aptera.
Bevor wir uns die Ausgrabung dieser altgriechischen Siedlung anschauen, rasten wir zunächst im Schatten ein wenig. Die Ausgrabung ist übrigens kostenlos und es gibt neben einem Kloster und einem türkischen Kastell zwei mehr oder weniger gut erhaltene Zisternen aus venezianischer Zeit zu besichtigen. Von hier oben hat man auch einen sehr schönen Blick auf die Bucht von Soudas an deren Ende man schon die ersten Ausläufer von Hania erkennen kann.
Auf einer sehr steilen Abfahrt stürzen wir hinunter zur Küste, wo wir für ca. 3km auf der stark befahrenen neuen Küstenstraße fahren müssen, bevor wir rechts nach Souda abbiegen können. Vorbei an einem Militärstützpunkt geht es in die ausufernden Vororte von Hania. Wir fahren zunächst bis vor zum Hafen und schauen uns dann nach einem günstigen Hotel um, daß wir nach einiger Suche in einer ruhigen Seitenstraße finden. Abends besichtigen wir die sehr schöne Altstadt mit ihrem langgestreckten Hafen und der türkischen Moschee. Zum Essen verlassen wir den Touristenbereich und finden einen kleinen Grill an einer aussschließlich von Griechen belebten Geschäftsstraße, wo wir leckere Souflaki-Spieße genießen.
Den Vormittag verbringen wir nochmals in der Altstadt von Hania, besuchen die alten Markthallen und laufen hinaus auf die Hafenmole zum venezianischen Leuchtturm. Nach einer Brotzeit in einem idylischen, kleinen Stadtpark schwingen wir uns wieder in den Sattel und verlassen die Stadt in westlicher Richtung. Wir fahren die recht belebte Küstenstraße entlang über Daratsos, Agia Marina nach Platanias. Die ebene Strecke bietet wenig Abwechslung, rechts der Straße liegen die Badestrände und das Meer. Ferienanlagen, Tavernen und Tankstellen säumen den Weg. Die Strecke führt über Gerani, Pyrgos Psilonerou nach Maleme. Dort machen wir eine kleine Pause unter Pinien am Strand und fahren dann weiter über Tavronitis nach Kolimbari.
Die Straße steigt hinter dem Ort wieder an und wir sind froh, daß die Hauptstraße rechts abzweigt und wir auf der wenig befahrenen alten Landstraße weiter fahren können. Diese windet sich nun stetig bergauf über Kalidonia bis nach Plakalona. Die Strecke bietet einen schönen Kontrast zur vorherigen Strandetappe und es ergeben sich immer wieder neue Ausblicke auf die Bergwelt des Innenlandes und die unbesiedelte Halbinsel Rodopou. Hinter Plakalona geht es in steilen Serpentinen hinab in die Bucht von Kissamos. Die Stecke führt uns durch die Dörfchen Koleni, Drapanias und Kaloudiana. Die letzten Kilometer dieser Tagesetappe führen entlang der ebenen Küstenstraße nach Kastelli Kissamos. Dort müssen wir zunächst etwas suchen, bis wir den mitten im Ort gelegenen Campingplatz finden. Als einzige Gäste bauen wir unser Zelt auf und bummeln nach dem Abendessen noch etwas durch den kleinen Ort.
Am nächsten Morgen setzen wir unsere Fahrt der Küste entlang fort und passieren zunächst den kargen Fährhafen Limani Kissamos. Die Küstenstraße macht eine scharfe Linkskurve um eine Felskuppe und es geht landeinwärts durch eine karge Hügellandschaft. Hinter Agios Georgios beginnt eine längere Steigung, die bis hinter Platanos auf 256m ansteigt. Von hier aus hat man eine weiter Aussicht auf die Sfinari und Livadi Buchten. Der Wind aus dem Landesinneren frischt nun immer stärker auf und nachdem wir um eine scharfe Kurve hinter einem Felsvorsprung hervor kommen weht eine Sturmböe die Kartentasche von meiner Lenkertasche den Abgrund hinab. Wir haben aber wahnsinniges Glück und die Karte bleibt an einem kleinen Busch hängen, wo Heike sie mit einem rettenden Hechtsprung gerade noch rechtzeitig einfangen kann.
Der Wind erreicht am höchstgelegenen Aussichtspunkt eine derartige Stärke, daß wir die Räder kaum noch halten können. Darum entscheiden wir uns dafür an der linken Straßenseite weiter zu fahren, wo wir im Schutz der Felswände sind. Hier im äußersten Westen sind sowieso kaum Autos unterwegs und dies scheint uns die sicherste Alternative zu sein. Die Abfahrt nach Sfinari fordert unseren ganzen Einsatz da man sich darauf konzentrieren muß, nicht den Abhang hinunter geweht zu werden und auf evtl. entgegen kommende Wagen zu achten. Die nächste Steigung wartet gleich auf uns, die eine schroffe Schlucht landeinwärts führt. Der Wind bläßt uns hier auch noch kräftig entgegen, aber die einmalig schöene Klippenlandschaft entschädigt für die wiedrigen Umstände. Hinter Ano Sfinari macht die Straße eine scharfe Rechtskurve, wir überqueren eine alte Steinbrücke über einen ausgetrockneten Bach und winden uns auf der anderen Seite wieder den Berg hinauf. Ein Mann mit Esel grüßt uns als wir in den Ort Berpathiana fahren.
Wir entscheiden uns noch ein Stückchen weiter ins Bergdorf Kambos zu fahren, wo wir schnell eine einladende Taverne am Straßenrand finden. Dort erholen wir uns erstmal von den bisherigen Strapazen und stärken uns an einem fangfrischen Fisch, der extra für uns zubereitet wird. (Wie wir dabei im Gespräch mit dem Wirt feststellen handelt es sich um Herr Lefteris, der uns die frohe Botschaft mitteilt, daß die bevorstehende Wegstrecke inzwischen geteert ist!) Nach dem ausgiebigen Essen und anschließenden Kaffee, machen wir uns wieder auf den Weg und kämpfen weiter gegen den Sturm. Teilweise werden wir die Berge hinauf geweht und müssen dafür bei den Abfahrten kräftig in die Pedale treten. Wir durchfahren die kleinen Orte Keramoti und Amigdalokefali auf der außerhalb der Ortschaften nagelneuen und viel zu breiten Straße.
Langsam verlassen wir die Küste und biegen in ein sich weit öffnendes Tal ein, das man nach dem überwinden einer Hügelkuppe gut einsehen kann. Wir passieren die am Berg kauernden Dörfer Papadiana und Kefali. Die Gegend wird nun immer bewaldeter und wir erreichen kurz hinter Lohia den höchsten Punkt dieser Tagesetappe auf 536m. Wir biegen rechts ab nach Elos und erreichen den Ort nach einer kurzen Abfahrt durch ein Waldstück. Für heute haben wir genug getan und wir quartieren uns bei der einzigen Pension im Ort ein. Die Leute in diesem abgeschiedenen Ort sind gerade dabei Wein zu keltern und geben uns von ihren Reben zu probieren. Wie wir später erfahren findet das berühmte Kastanienfest erst eine Woche später statt, da an diesem Wochenende Wahlen auf Kreta sind, so daß wir den vielgerühmten Kastanienkuchen nicht probieren können.
Heute rollen wir zunächst durch die noch kühle Morgenluft bergab und sind froh, daß wir uns warm angezogen haben. Nach 4km biegen wir bei Mili rechts von der Hauptstraße ab und steigen nun wieder bergan bis nach Strovles. Die Gebirgswelt ist hier immer noch reichlich bewaldet und wir wundern uns nicht mehr warum ausgerechnet hier das Kastanienfest gefeiert wird. Kurz vor Aligi erreichen wir den Scheitel des Anstiegs auf 468m. Anschließend rollen wir bergab über Psariana und Dris nach Plemeniana und genießen bei der Abfahrt das bewaldete Bergpanorama. Dort biegen wir links auf die Hauptstraße nach Kandanos und treten für die 3km Anstieg nochmal etwas kräftiger in die Pedale.
In Kandanos besuchen wir das Denkmal, daß an das schreckliche Schicksal dieses Ortes erinnert und machen anschließend eine längere Pause. Denn für heute haben wir quasi schon die ganze Arbeit geleistet, da der bevorstehende Weg ins 400m tiefer gelegene Paleohora nur noch bergab geht. Da es außer dem 'deutschen Denkmal' und einem Mahnmal nichts sonderlich interessantes zu sehen gibt, machen wir uns auf den Weg zum letzten Stück das Tagesetappe, zurück über Plemeniana und weiter nach Kalithea. Wir rollen das steile Tal hinunter und kommen durch Kakodiki, Vlithias und Kalamos bevor das in einem Rutsch hinunter geht nach Paleohora.
Wir erreichen den ehemaligen Fischerort, der inzwischen zwar stark touristisch angehaucht ist, aber immer noch seinen Charme bewart hat. Wir tätigen noch schnell einige Einkäufe und fahren dann zum ca. 2km östlich vom Ort gelegenen Campingplatz wo wir unser Zelt aufbauen. Nach einem Mittagessen, das uns von den Zeltplatzkatzen streitig gemacht wird, und einer Dusche haben wir an diesen Tag noch genug Zeit durch den Ort zu bummeln und am Strand zu relaxen.
Heute nutzen wir die Räder nur, um zum Hafen zu fahren. Dort besteigen wir das Boot nach Elafonisi, einer kleinen, romantischen Sandinsel, die mit dem Rad sehr schwer erreichbar ist. Die Bootstour ist mal eine willkommene Abwechslung und nach anderthalb Stunden erreichen wir die abgelegene Badeinsel. Wir legen an einem kleinen Anleger am Festland an und klettern über die Klippen bis zu der Stelle wo man durch hüfthohes Wasser auf die Insel waaten kann. Am Festland vermieten einige Tavernen ihre Liegestühle aber auf der unbesiedelten und unter naturschutz stehenden Insel verlaufen sich die Spuren des Massentourismus. Wir wandern die Insel entlang, baden gelegentlich und die Zeit bis zum Ablegen des Bootes zurück vergeht schneller als erwartet. Im milden Abendlicht fahren wir zurück nach Paleohora, wo wir noch ein ausgedehntes Abendessen genießen.
Heute sind wir schon früh aufgestanden um mit dem Boot über die Samaria Schlucht bis nach Hora Sfakion zu fahren. Wegen einem kleinen Irrtum bezüglich der heute begonnen Winterzeit verbringen wir zunächst eine Stunde mit dem Frühstück auf der Hafenmole. Dann legt das Boot mit unseren Rädern und uns an Bord ab und wir schippern die schroffe Steilküste entlang über Sougia nach Agia Roumeli, dem Ende der Samaria Schlucht. Wir schließen unsere Räder bei einer Taverne an und beginnen unseren heutigen Wandertag.
Zunächst kommen wir an einer alten Steinbrücke, die irgendwie falsch in der Landschaft steht, vorbei. Der breite Schotterweg führt an abgeschiedenen, aber immer noch bewohnten Bruchsteinhäusern vorbei und erreicht bald das Kassenhäuschen des Nationalparks. Wir lösen unsere Tickets und müssen feststellen, daß sich das Wetter zusehends verschlechtert. Es hängen schon dicke Wolken in den Bergen und die Sonne blieb scheinbar am Meer zurück. Wir gehören zu den wenigen, die die Schlucht von unten nach oben begehen und uns kommen immer wieder ganze Touristenströme entgegen, die von Bussen am oberen Ende der Schlucht ausgesetzt wurden. Obwohl diese größte Schlucht Europas recht beeindruckend ist, verhindert der einsetzende Nieselregen die ungetrübte Aussicht. Nachdem wir ca. die Hälfte der Wegstrecke bergauf geschafft haben müssen wir wegen einsetzendem Regen und der damit verbundenen Steinschlaggefahr umkehren.
Völlig durchnäßt erreichen wir unsere Räder, die aber schon mit trockener Wäsche auf uns warten und wir können uns die Freude über diesen Radfahrerluxus nur schwer verkneifen, wenn wir die durchnäßten anderen Touristen sahen, deren trockene Kleidung weit entfern in deren Hotelzimmer liegt. So ist es auch nicht verwunderlich, daß die Andenkenläden im Ort einen reißenden Absatz an T-Shirts haben. Als die Fähre, die viel größer als die am Morgen ist, nach Hora Sfakion ablegt, klart der Himmel wieder auf und die Abendsonne taucht mit ihren letzten Strahlen die felsige Küste in ein warmes Licht. Bei tiefster Dunkelheit erreichen wir Hora Sfakion und suchen uns dort nur noch ein billiges Zimmer für die Nacht, was zu dieser Jahreszeit keine Probleme bereitet.
Am nächsten Morgen erwartet uns erstmal ein steiler Anstieg über Kommitades nach Vouvas. Nun schlängelt sich die Straße den Hang entlang und man hat eine nette Aussicht auf das weit unten liegende Meer. Hinter Patsianos fällt die Strecke wieder auf Meeresniveau ab und wir finden uns auf einer ungewohnt flachen Ebene wieder, die sich hier ins Meer erstreckt. Schon von weitem ist die ehemalige Frankenfestung Frangokastello zu sehen, die wir uns als einzige Besucher in aller Ruhe besichtigen. Nach einer halben Stunde haben wir aber alles gesehen und sind auch wieder gut gestärkt. Es geht heraus aus der Tiefebene über Skaloti in die Berge, wo wir bei Argoules eine malerische, alte Steinbrücke überqueren. Die Küstenstraße, auf der uns nun auffallend viele kleine Leihwagen entgegen kommen führt weiter nach Ano und Kato Rodakino. Hinter den Orten windet sich die Straße die Steilküste empor und der Scheitelpunkt auf 292m bietet einen wunderbaren Blick auf die Meeresbuchten. Hinter Sellia gehts zunächst bergauf, dann biegen wir aber über einen Gebirgsfluß ab in Richtung Plakias. Hinter Mirthios fahren wir aber nicht hinunter in die Stadt sondern halten uns Richtung Osten nach Mariou.
In Asomatos können wir endlich unsere Vorräte an Lebensmitteln nachfüllen, denn wir wollen heute wieder irgendwo bei Prevelli das Zelt in der Wildnis aufstellen. Wir folgen den Hinweisschildern zum Kloster Preveli und erreichen bald die alte venezianische Brücke über den Megalou Fluß, der sogar Wasser führt. Da es noch recht früh ist entscheiden wir uns das Risiko auf uns zu nehmen und dem Wegweiser 'Preveli Beach 5km' zu folgen, der auf eine ganz passabel aussehende Schotterpiste weist. Wir holpern zunächst 2km bergauf und dann geht es die immer schlechter werdende Strecke hinab zum Meer. Unten angekommen merken wir, daß wir diese Strecke wohl kaum wieder hinauf fahren können. Aber dafür sind wir nur einige hundert Meter vom legendären Palmenstrand von Preveli entfernt und wir wandern im Abendlicht über die Klippen dorthin. Mit dem Fahrrad ist dieser Weg über die Klippen nicht befahrbar. Beim Sonnenuntergang kehren wir in die Nachbarbucht zu unseren Rädern zurück, stellen unser Zelt auf und starten den Kocher.
Wie wir bereits am Tag zuvor entdeckt hatten, gibt es eine nicht in unserer Karte verzeichnete Schotterpiste entlang der Küste, die scheinbar erst kürzlich hier durch den Fels gefräst wurde. Wir freuen uns, daß wir nicht die miese Piste vom Vortag zurück müssen und erreichen nach einigen Kilometern eine kleine geteerte Straße. Diese führt in unglaublich vielen Serpentinen steil bergauf nach Kerames. Im Ort erfrischen wir uns sogleich an ungesund eiskalten Coka Colas und müssen erstmal verschnaufen, bevor wir den Anstieg fortsetzen können. Die Dorfbewohner die im Schatten Mittagsruhe halten beäugen uns unsgläubig als wenn wir von einem anderen Planeten kämen. Weiter gehts steil hinauf durch das Bergnest Drimiskos auf 588m. Nach einem weiteren Anstieg über einen kargen Hügel erreichen wir den Gipfel bei ca. 700m Höhe. Von dort stürzen wir uns bergab dem Ort Ardaktos entgegen, wo wir rechts von der Straße abbiegen um eine Abkürzung zur Hauptstraße zu nehmen, die man schon weit unten im Tal erkennen kann. Leider ist die Schotterpiste hinunter schlechter als wir uns vorgestellt hatten und so kommen wir nur im Schrittempo voran, trotz des steilen Gefälles.
Dann haben wir endlich wieder Asphalt unter den Reifen und fahren nach Akoumia, wo wir eine Pause bei einer Bäckerei einlegen. Die verbleibende Strecke nach Agia Galini geht durch ein breites Tal das sich zwischen den Kedros Bergen und den Assideroto Bergen dahinzieht. Wir kommen durch Nea Kria Vrisi und fahren die letzte 10km lange Etappe nach Agia Galini in einem Rutsch durch. Im Ort nehmen wir erst den zweiten Abzweig zum Zeltplatz und ersparen uns damit einen unnötigen Anstieg. Die heutige Tagestour war zwar nicht sehr lang, dafür aber umso anstrengender. Im Nachhinein wird uns auch klar warum in 'Kreta per Rad' keine direkte Etappe von Preveli nach Agia Galini erwähnt wurde. Nachdem das Zelt steht laufen wir einen kleine Fußweg entlang in den Ort, um dort Abend zu essen. Leider ist der ganze Ort völlig touristisch und wir fühlen uns nicht sehr wohl, was sicherlich auch am starken Kontrast zu den ursprünglichen Gegenden, die wir die letzten Tage durchfuhren, liegt. Untypisch für diesen Touristenort sind immerhin die öffentlichen Mülleimer und Sitzbänke ...
Da wir heute vom Meeresnivau aus starten, haben wir gleich nach wenigen hundert Metern mit dem ersten Anstieg zu tun. Die Straße schlängelt sich in langgezogenen Serpentienen einen kargen Hügel hinauf, bis auf 188m Höhe. Oben machen wir eine kurze Rast bei der wir den schönen Ausblick über das im Morgenlicht glitzernden Meer haben. Von hier aus sieht Agia Galini sogar ganz idyllisch aus. Nun wartet eine langgezogene Abfahrt in die Mesara-Tiefebene auf uns.
Nach einigen Kurven wird uns die Bedeutung dessen erst richtig bewußt, als sich vor uns ein glitzerndes Meer auftut. Allerdings ist dies keine Meeresbucht, sondern die von mit Plastikfolien bespannten Treibhäusern überquellende Mesara-Tiefebene. Meist stehen nur noch die Gerippe der Treibhäuser zwischen denen überall vom Wind zerfetzte Folie liegt. Der Anblick dieser traurigen Zeugen kretischer Agrarwirtschaft ist nicht gerade einer der schönen dieser Tour.
Dafür erreichen wir schon bald die Stadt Timbaki, wo wir mitten auf der Hauptdurchgangsstraße plötzlich mitten in einer Menschentraube stecken bleiben. Der Grund für den Menschenauflauf wird schnell klar, denn es ist eine Parade zum griechischen Nationalfeiertag (Ochi-Tag) im vollen Gange. Wie die Orgelpfeifen marschieren in blau-weiß gekleidete Schulkinder unter lautstarkem Beifall ihrer Verwandten und Freunde die Straße entlang. Dazu erfüllt grichische Marschmusik die Kulisse, in der wir mit unseren vollgepackten Rädern natürlich mal wieder eine weitere Attraktion abgeben.
Wir folgen weitere 4km der Hauptstraße nach Mires, bevor wir rechts von ihr abbiegen um die Ausgrabungsstätte Festos zu besichtigen. Es geht nochmal kurz aber steil einen Hügel hinauf, auf dem der ehemalige Palast aus minoischer Zeit 70m über dem Meeresspiegel liegt. Wir nehmen uns einige Stunden Zeit um in aller Ruhe das traumhaft gelegene Heiligtum zu erkunden. Die behutsamen Ausgrabungen haben am Palast keine wirklichkeitsfremden Veränderungen bewirkt, was uns gut gefällt. Nachdem wir uns vor der Weiterfahrt gestärkt und erfrischt haben, fahren wir wieder zurück auf die Hauptstraße.
Leider ist diese stark befahren und mangels alternativer Routen müssen wir ihr bis hinter Mires folgen. In Kappariana versuchen wir einen Abstecher über kleine Nebenstraßen zu nehmen, der uns in das Dorf Platanos führt. Obwohl der Weg schon nach kurzer Zeit nicht mehr asphaltiert ist bleiben wir auf ihm. So entkommen wir nicht nur dem Verkehr, sondern können nebenbei auch noch Weintrauben von den Feldern pflücken. Auf einer wieder asphaltierten Straße geht es über Houstouliana nach Mitropoli. Kurz bevor wir auf die Hauptstraße stossen sehen wir schon die Ruinen von Gortis, die wir uns am nächsten Tag ansehen wollen. Wir fahren also nach Agii Deka hinein und finden dort eine günstige Unterkunft in einer Pension. Nach einer Dusche und dem Abendessen stürzen wir uns ins Nachtleben des Dorfes. Immerhin sind alle Kneipen voller Leute und es wird überall der Ochi-Tag gefeiert. An diesem Abend tut es uns mal wieder Leid, daß wir kein Griechisch sprechen.
Wir stehen schon füh auf, und machen uns nach dem Frühstück auf, um die Ausgrabungsstätte Gortis zu besichtigen. Zunächst schieben wir unsere Räder über das noch frische Ausgrabungsgelände südlich der Hauptstraße entlang. Hier kann man abgesehen von einigen eingezäunten Bereichen zwischen den frei zugänglichen Ruinen der ehemaligen griechisch-römischen Stadt herumkraxeln. Dann sehen wir uns noch den 'kostenpflichtigen' Teil nördlich der Straße an (für EU-Studenten frei). Dort ist neben den Resten einer Byzantinischen Basilika vorallem das Odeon mit den Dorrischen Gesetzestafeln sehenswert. Nachdem wir unsere Besichtigung beendet haben schwappt gerade die erste Touristenwelle aus den inzwischen eingetroffenen Bussen in das Gelände. Gut, daß wir so früh hier waren.
Wir treten unseren Weg Richtung Iraklion an und biegen am Ortsende von Agii Deka links ab. Nun ist erst mal Schluß mit lustig und wir haben die nächsten 15km Steigung vor uns. Die stark befahrene Straße windet sich in Serpentinen aus dem fruchtbaren Tal hinaus. Die Landschaft wird immer karger und die Straße schlängelt sich dicht am steilen Berghang entlang. Wir fahren an Vourvoulitis vorbei und arbeiten uns bis nach Ano Moulia empor. Bei Ana Moulia erreichen wir endlich den Paß auf 592m Höhe. Von hier aus hat man einen weiten Blick über die Insel, im Norden können wir das Meer schon erahnen und hinter uns liegt die Mesara-Tiefebene. Wir lassen uns bis in den nächsten Ort Agia Varvara rollen, um uns dort zu stärken und zu erholen. Im Ort verlassen wir die Hauptstraße und nehmen eine kleine Nebenroute nach Prinias. Diese Strecke führt nach ca. 7km zum Patela-Tafelberg, den wir dann per Pedes besteigen. Oben sind die unspektakulären Reste der dorischen Siedlung Rhinzenia zu besichtigen, deren ausgegrabene Fundstücke im Museum von Iraklion liegen. Vom Gipfel des Berges aus hat man eine wunderbare Rundumsicht und in der Ferne kann man schon Iraklion mit seiner Dunstwolke erkennen. Nun wartet eine langgezogene Abfahrt auf der kleinen Nebenstraße auf uns, die ohne viel Verkehr durch die verschlafenen kleinen Dörfchen Ano- und Kato Asistes führt. Die Vegitation ist recht üppig und es wechseln sich Olivenhaine mit kleinen Weinbergen ab. Im warmen Abendlicht erreichen wir Agios Mironas, wo wir unseren Proviant aufstocken und von den netten Einwohnern des Ortes angesprochen werden. Zwei Kilometer hinter dem Ort finden wir auf Olivenhügel einnes Bauern ein nettes Fleckchen um unser Zelt aufzustellen.
Heute ist unsere letzte Etappe der Tour und da es nur noch wenige Kilometer sind, entschließen wir uns zunächst ein ausgiebiges Frühstück im nächsten Ort Petrokefalo einzunehmen. Wir futtern warme Pietes und andere Leckereien des Dorfbäckers. Dann können wir uns endlich losreissen und fahren das langgezogene Gefälle über Voutes und stoßen bald in ein mit Weinreben dicht bestandenes Tal. Wir ereichen die ersten Häuser von Iraklion und bevor wir uns versehen verschlingt uns das Verkehrschaos der Inselhauptstadt. Nun machen wir uns nur noch auf die Suche nach einem preiswerten Hotel, was sich hier etwas schwieriger gestalltet als sonst. Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben, ist es gerade mal Mittagszeit. Wir verbringen den Tag mit einem ausgiebigen Stadtbummel und dem Besuch des Archäologischen Museums. Wir sind froh, daß wir den Besuch des Museums ans Ende der Tour gelegt haben, denn nun kennen wir schon viele der Fundorte der ausgestellten Dinge. Den letzten Abend vor unserem Heimflug geniessen wir noch mal die kretische Küche und lassen die Ereignisse der letzen beiden Wochen Revue passieren.